Frauenliebende Frauen


Persönlich finde ich Labels extrem wichtig. Was nicht benannt werden kann, existiert nicht. Wo Begriffe fehlen, kann nicht nach Information oder Austauschmöglichkeiten gegoogelt werden.

Gleichzeitig können Labels natürlich auch anstrengend, ja gefährlich sein. Wenn andere uns in enge Schubladen drücken wollen, wenn keine Box richtig passt, wenn die Kategorien zur Ausgrenzung dienen.


Ich assoziiere den Begriff mit einem nebulösen “Einfach-alles-ausser-hetero” und finde das ganz grossartig.

Entsprechend schwierig habe ich mich mit dem Projekt-Titel getan. «Frauenliebende Frauen» schien mir anfänglich schön unverfänglich und positiv konnotiert. Höre ich “frauenliebende Frau”, denke ich unmittelbar an “lesbisch”. Und an Liebe und Beziehung. Weil ich automatisch erst (kurz :-)) an mich selber denke und mich gerne so bezeichne. Dann assoziiere ich den Ausdruck ziemlich rasch mit einem nebulösen “Einfach-alles-ausser-hetero” und finde das ganz grossartig. Darin können sich lesbische Frauen wiederfinden, bi- und pan-Frauen und auch solche, die sich gar nicht definieren wollen. Solche, die sich manchmal in Frauen verlieben oder ausschliesslich, solche, denen es (nur ? auch ?) um romantische oder (nur ? auch ?) sexuelle Anziehung geht, solche die einzelne Nächte mit einer anderen Frau verbringen oder ihr ganzes Leben.



Kaum steht der Titel, kommen aber wortwörtlich «X (weitere) Fragen» dazu. Schreiben wir «frxuenliebende Frxuen»? «Frauen*liebende Frauen*? Oder doch frauenliebende Frauen ? Was schliesst beispielsweise Transfrauen ganz selbstverständlich mit ein? Je nach Sprache scheinen da die Meinungen stark auseinander zu gehen. Für die einen ist der Stern diskriminierend, für die anderen der fehlende Stern.



Noch bevor ich einen Entschluss fassen kann, melden sich erste potentielle Interviewpartner_innen, darunter eine non-binäre Person, die anfragt, ob ich an ihrer Geschichte interessiert sei. Sie wurde als Frau sozialisiert, wird immer noch als Frau gelesen und schliesst sich den politischen Kämpfen von Frauen an. Letzteres ist eine Wahl, unter und in der Schublade «Frau» hingegen litt und leidet sie extrem. Ich bin sehr dankbar, teilt sie ihre Geschichte mit uns – trotz meines immer unpassender wirkenden Projektnamens.



Nach längerer Recherche und vielen Diskussionen komme ich zum Schluss, dass der klangvolle und sehr inklusive Ausdruck ”sapphic womxn” meine Zielgruppe am passendsten umschreiben würde, deckt er doch eine äusserst bunte Palette an les-bi-queeren Identitäten, Lebens- und Liebesformen ab.

Doch wer würde nach sapphic womxn googeln auf der Suche nach Inhalten mit starkem Bezug zur Schweiz ? Wer würde so die Seite ComeInOutOn finden ?

Ich bleibe also bei «frauenliebenden Frauen» und kann nur unterstreichen, dass ich den Begriff so inklusiv und so allumfassend wie nur möglich verwende. Ich hoffe, du kannst dich irgendwie darin wiederfinden.

Und falls du dich und dein Label hier (noch :-)) nicht vertreten fühlst, dann nimm doch Kontakt mit mir auf und erzähl mir deine Geschichte.